Fahren mit Licht
In einundzwanzig europäischen Ländern ist es gesetzlich vorgeschrieben auch tagsüber mit Licht zu fahren. Der Grund ist einfach und, im wahrsten Sinne des Wortes, einleuchtend – Kraftfahrzeuge sind auch am Tag mit eingeschaltetem Licht im Verkehr schneller und besser zu erkennen als ohne. Einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen zufolge, würde die Sicherheit im Straßenverkehr durch die Einführung des Tagfahrlichtes deutlich gesteigert werden. Fachleute schätzen sogar, dass fünfzig Prozent der Verkehrsunfälle an Kreuzungen darauf zurückzuführen sind, weil Verkehrsteilnehmer nicht rechtzeitig erkannt werden. Weiterhin wird geschätzt, dass es rund 16.000 Verletzte und 200 Verkehrstote im Jahr weniger gäbe, wenn die einheitliche Tageslicht- Regelung käme.
Doch warum tut man sich in Deutschland so schwer mit einer gesetzlichen Bestimmung in Sachen „Fahren mit Licht“? Fakt ist, dass eine konventionelle Lichtanlage circa 180 Watt verbraucht und dies wirkt sich mit 0,25 Litern Mehrverbrauch auf 100 Kilometern aus. Bei stetig steigenden Spritkosten kann sich dies schon bemerkbar machen, wenn auch in sehr geringem Maße. Abhilfe schaffen so genannte Tagfahrleuchten, die in neueren Autos teilweise schon zur serienmäßigen Ausstattung gehören – der Verbrauch reduziert sich hierbei auf acht bis sechzehn Watt, was so wenig ist, dass ein Mehrverbrauch an Kraftfahrstoff.
Die Liste der Befürworter des Tagfahrlichtes ist lang und es scheint, als ob es fast überall auf dem europäischen Kontinent diesbezüglich eine Verordnung gibt – Tschechien, Ungarn, Slowenien, Schweden, Russland, Rumänien, Polen, Österreich, Norwegen, Montenegro, Mazedonien, Litauen, Lettland, Kroatien, Italien, Island, Finnland, Estland, Dänemark, Bosnien und Herzegowina schreiben das Fahren mit Licht bereits gesetzlich vor. Auch wenn es in Ungarn, Russland, Rumänien und Italien nur für Straßen außerhalb von Ortschaften gilt.
Kritiker des Tagfahrlichtes bemängeln vor allem, dass sich durch die Einführung des ganztägigen Fahren mit Lichts, die Sichtbarkeit der Motorradfahrer deutlich einschränken würde. Gerade Kraftfahrräder werden häufig übersehen und müssen deshalb schon seit Jahren tagsüber ihr Licht einschalten. Gegner der Tageslicht- Regelung sind der Meinung, dass dieser Vorteil dann wegfallen würde, die Motorradfahrer wieder schneller übersehen werden und sich dadurch deren Sicherheitsrisiko und Unfallgefahr erheblich erhöhen würde.
Solange es noch keine einheitliche gesetzliche Regelung in Deutschland gibt, sollte jeder verantwortungsbewusste Autofahrer zumindest bei trüben Licht, Regen, Schneefall oder Dämmerung sein Licht einschalten, denn die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer ist wiegt gewiss deutlich mehr als ein Viertel Liter Mehrverbrauch an Kraftfahrstoff auf 100 Kilometern. Doch trotz Vorschlag der Politik fahren gerade mal schätzungsweise 37 Prozent der Autos und gerade mal 33 Prozent der Lkw-Fahrer tagsüber mit eingeschaltetem Licht. Und selbst Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst scheinen in dieser Sache nicht mit gutem Vorbild voranzugehen, obwohl es eigentlich klare Anweisungen der Behörden gibt, die vorschreiben, dass im öffentlichen Dienst mit Licht gefahren werden soll.
Doch dass diesbezüglich ein Gesetz auch in Deutschland kommen wird, steht bereits fest. Aber wann diese verbindliche Regelung in Kraft treten soll, ist noch ungewiss. Eines ist jedenfalls sicher – auf europäischer Ebene soll nun für alle Neufahrzeuge eine Tagfahrlichtschaltung mit einer energiesparenden Lichtanlage Pflicht werden und die CDU will im nächsten Jahr in dieser Sache einen Antrag einbringen, damit auch Deutschland sich in die lange Liste der Befürworter des Tagfahrlichtes einreihen kann.