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VW Käfer

Im Jahre 1999 wurde Ferdinand Porsche (1875 – 1951) zum Autoingenieur des Jahrhunderts international geehrt, wohl auch deshalb, weil er als der Konstrukteur des legendären VW Käfers gilt. Mit dem Entwurf eines Volkswagens beschäftigte er sich zusammen mit seinem Sohn „Ferry“ seit etwa 1934 . Es war letztlich die Entscheidung des Reichsverkehrsministeriums, den Vorlagen des Konstruktionsbüros Porsche zuzustimmen und es entsprechend finanziell zu unterstützen.

Zwei Jahre später liefen die ersten Volkswagen-Prototypen und 1937 bauen Porsche, Daimler-Benz und Reutter Wagen gemeinsam die Kleinserie „Volkswagen Typ 30“ (30 Stück). Dem rennsportbegeisterten Ferdinand Porsche gelang auch noch ein besonderer Schachzug: Unter Verwendung der erprobten Volkswagentechnologie durfte ebenfalls mit staatlichen Mitteln ein Rennwagen für die Fernfahrt Berlin-Rom (1939) konstruiert werden. Das Ergebnis waren drei Prototypen – die Ausgangsmodelle für den legendären Porsche 356. Der Hauptauftrag blieb aber die Realisierung eines Automobils für das Volk.

Dies Aufgabe entsprach der Philosophie beider Konstrukteure, dass ein Kraftwagen technisch zuverlässig, zweckmäßig, kostengünstig und deshalb ohne unnötigen Zierrat sein sollte, eben ein Volkswagen. Das bedeutete, er sollte in sehr hoher Stückzahl gebaut werden und für jedermann erschwinglich sein.
1938 wird der „KdF-Wagen“ vorgestellt – Kraft durch Freude, was immer das bedeutete. Dr.Ferdinand Porsche übernahm die Gesamtplanung eines Werkes bei Fallersleben, dessen Maschinen – aus den USA importiert (!)- ein Jahr später produzieren konnten.

Aber die Kriegswirren vereitelten das Aufblühen des Volkswagenkonzeptes. Es wurden Militär-Käfer ein kleinen Stückzahlen sowie Kübelwagen und Schwimmfahrzeuge auf Käferbasis hergestellt. Nach dem Kriegsende standen Firmenleitung und Mitarbeiter vor zerstörten Werkshallen. Das französische Militär nahm F.Porsche unter dem Vorwand, er solle einen Volkswagen für Frankreich konstruieren, in Arrest. Es waren die englischen Militärs, denen 1945 die Herstellung eines „Volkswagens“ im sogenannten „Wolfsburg Motor Works“ für eigenen Gebrauch gelegen kam. In den nächsten beiden Aufbaujahren wurde der VW Standard mit bescheidenem, luftgekühltem 25 PS-Heckmotor gebaut und aus dem Englischen übersetzt „Käfer“ genannt, die Werksbezeichnung lautete Typ 51. Die Nachfolgemodelle Typ 11 (Standard Limousine) und Typ 11 A (Export Limousine) waren schon für private Nutzung vorgesehen. Mit dem “Export-Käfer“ war das erste angestrebte Ziel des neuen Werksleiters, Dr. Nordhoff (seit 1948), erreicht – ein deutsches Automobil exportiert in die Neue Welt.

VW Käfer

VW Käfer ©iStockphoto/MUBADDA ROHANA

1960 wurde nach seinen Vorschlägen das Volkswagenwerk eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. Viele Familien mit Käfer besaßen nun auch „VW-Volksaktien“ …deren Kurs stieg und stieg und stieg. Der Käfer wurde das Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Bereits 1955 verließ das Fahrzeug mit der Produktionsziffer 1 Million das Werk. Der Ehrenkäfer wurde goldfarben lackiert. Schrittweise verbesserte man die Qualität, fand immer noch Lösungen für neue, sinnvolle Technik und erhöhte in Maßen die Leistungen von Motor und Lichtmaschine. Die Heckscheibenkonstruktion war z.B. ein bedeutendes Merkmal. Der „Brezelkäfer“ ist somit der älteste, denn ab 1953 gab es den „Ovali“ mit ungeteilter Scheibe bis 1957, erst danach hatte man freien Blick durch eine große, gebogene Rechteckscheibe. Aber es gibt noch weitere Namensgebungen. Unter den Fachleuten spricht man vom „Superkäfer“ und meint damit das Modell VW Käfer 44 PS (1966/67), eine 1500 Limousine mit dem 1,5 Liter Motor vom VW-Transporter.

Der „Sparkäfer“ von 1967 bis 1973 ist eine Limousine 1200, die man alternativ zur 1300 A Limousine oder zum Superkäfer erwerben konnte. Die Besonderheiten des Käfers sind nicht vollständig genannt, wollte man die „Freiluft-Varianten“ verschweigen. Eine Legende besonderer Art sind die schönen Cabriolets, die über den Rahmen des nützlichen Familienautos hinaus doch einen Hauch von Luxus verbreiten. Für diesen Bereich der „Käferkunde“ bedarf es schon besonderer Forschung, denn selbst im Wolfsburger Volkswagenmuseum stehen die Cabriolets nicht lückenlos aufgereiht. Sehr begehrt sind die Modelle der ersten Modelle, die nüchtern Typ 144 genannt werden. Aber der Name „Hebmüller“ ist jedem Kenner ein Begriff. Es sind die ersten Zweisitzer-Cabrios, die man zum Luxuspreis von 7500 DM in den Farben Rot-Schwarz oder Gelb-Schwarz erwerben konnte. Das geringere Platzangebot erlaubte größere Hauben für Motor und Koffer.

Der erste offene Viersitzer, Typ 15, nennt sich „ Karmann Cabriolet“. Es muss aber das original Typenschild der Osnabrücker Karosserieschmiede mit den Daten von 1949 bis 1953 haben ! Die nächsten Jahrgänge aus diesem Hause nannte man schlicht 1200 Cabriolet 25 PS und 34 PS, obwohl sie neben dem Faltdach noch allen Luxus eines Export-Modells hatten … und Lederpolsterung auf Wunsch! Die technischen Verbesserungen eines Käfers kündeten stets die Cabrios an, sie waren die Vorreiter.
Elegant und etwas länger wirkte immer schon das Modell 1302 LS. Die Radstandverlängerung ermöglichte einen größeren Kofferraum. Aber die Geheimnisse dieser Serie (1970/72) erkennt man nicht auf den ersten Blick, der stolze Besitzer wird sie verraten: von Porsche Lack und Leder, sowie das einzige Cabriolet mit einem 1,6 Liter-Herz!

VW Käfer ist ein Mythos, dem noch viele Legenden entlockt werden können. Kein Modell der Welt hat so viel Formbeständigkeit bewiesen und trotzdem zu ständigen Verbesserungen inspiriert. Jeder heutige Besitzer kennt Geschichten des Vorbesitzers … und so lange sein Käfer läuft, kommen neue hinzu. Schade, niemand hat sie aufgeschrieben … aber er müsste auch fast alle Sprachen der Welt verstehen. Der allerletzte Käfer aus der mexikanischen „Utimo-Serie“ kehrte nach Deutschland zurück, um in der VW-Sammlung einen Ehrenplatz einzunehmen, seine Produktionsnummer lautet 21.529.464!